Pavillon of Reflections
Am 11. Juni 2016 öffnete vor dem Bellevue auf dem Zürichsee die schwimmende Holzkonstruktion namens Pavillon of Reflections zum ersten Mal ihre «Tore». Ein circa 50 Meter langen, hölzernen Steg führte auf die urbane Insel, auf der es so einiges zu entdecken gab. Das übergrosse Floss wurde im Rahmen der Manifesta 11 – eine der wichtigsten Kunstbiennalen der Welt – erstellt. Mehr zur Manifesta erfährst du später von Liselotte. Nun widmen wir uns erst einmal voll und ganz dem schwimmenden Pavillon.
Während hundert Tagen – vom 11. Juni bis zum 18. September 2016 – hattest du die einmalige Möglichkeit vor dem Ufer des Zürichsees die Sonne zu geniessen, einen leckeren Drink zu schlürfen und Kunst zu konsumieren. Die 600 Quadratmeter Grundfläche waren auf unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten ausgerichtet. Bei schönem Wetter diente die Insel als schwimmende Badi. Mitten im Pavillon wurde dazu ein Pool eingelassen, der vom Wasser des Zürichsees durchspült wurde. Das Becken war besonders für Familien mit kleineren Kindern oder für ein erfrischendes Fussbad geeignet. Um auch richtig im See schwimmen zu können, wurde auf der linken Seite des Holzflosses eine flache Treppe eingebaut, die direkt in einen abgetrennten Bereich des Zürichsees führte.
Der Pavillon sollte aber auch ein Ort der Kunst sein. Dieser Teil war besonders durch einen grossen LED-Screen präsent, der über dem Pool hing. In dem kleinen Openair-Kino wurden jeweils ab 11 Uhr Dokumentarfilme über den Entstehungsprozess der Kunstwerke der Manifesta 11 gezeigt, welche du dir gemütlich von der gegenüberliegenden, überdachten Tribüne aus ansehen konntest. Die Kurzfilme wurden von Zürcher Schülerinnen und Schülern – sogenannten Kunstdetektiven – kommentiert.
Der Klugscheisser: Der Name «Pavillon of Reflections» weisst auf einen weiteren, wichtigen Zweck der schwimmenden Insel hin: Das Reflektieren. Das übergrosse Floss sollte ein Ort des Austausches und des Nachdenkens über Kunst, Berufe und Berufung sein – angeregt durch die kurzen Dokumentarfilme.
Amy – die Geniesserin: Ich hatte erwartet, dass sich auf dem Pavillon of Reflections unzählige Leute tummeln und dass ich mir meinen Platz regelrecht erkämpfen muss. Als ich mich jedoch an einem sonnigen Sonntag-Nachmittag endlich auf die schwimmende Insel wagte, wurde ich total überrascht. Auf der Tribüne waren lediglich einzelne Plätze besetzt, an der Bar musste ich kaum anstehen und meinen Kaffee konnte ich seelenruhig an einem freien Tisch direkt am Wasser geniessen. Sogar den Kunstfilmen konnte ich problemlos folgen, ohne von Geschrei oder lauter Musik gestört zu werden. Die ganze Atmosphäre war sehr friedlich, fröhlich und respektvoll.
Entworfen und gebaut wurde der Pavillon of Refelctions von dreissig Architekturstudenten und -studentinnen der ETH Zürich unter der Leitung des Studios Tom Emerson. Mit der Unterstützung von unterschiedlichen Holz-, Wasser-, Stahlbau- und Eventfirmen wurde während zehn Monaten geplant, gezeichnet, verworfen, gehämmert, geschraubt, geschweisst und geschwitzt. Der kollektive Entstehungsprozess begann an der ETH, verlagerte sich im Winter in eine Halle bei Zürich und endete im Frühling auf dem Zürichsee mit dem Zusammenbau der vorgefertigten Teile.
Der Klugscheisser: Zur Erstellung des Pavillons of Refelctions wurden ganze 150 Tonnen Holz und Stahl benötigt. Der gesamte Überbau der Konstruktion bestand aus Holz – da musste natürlich einiges hergeschafft werden. 350 Kubikmeter Fichtenholz wurde in den Wintermonaten verarbeitet. Übrigens: Das Holz stammte von Zürcher Bäumen, die aufgrund eines Borkenkäferbefalls gefällt werden mussten.
Exkurs: Manifesta 11 – What People do for Money
Liselotte – die Kulturexpertin: Die Manifesta ist weltweit eine der wichtigsten Biennalen für zeitgenössische Kunst. Sie entstand Mitte der 90er-Jahre als Antwort auf die sozialen, kulturellen und politischen Entwicklungen nach dem Ende des Kalten Krieges. Seither dient die Biennale alle zwei Jahre in einer anderen europäischen Stadt als Plattform für kulturellen Austausch innerhalb des Kontinents.
Vom 11. Juni bis zum 18. September 2016 fand in Zürich unter dem Titel „What People Do For Money – Some Joint Ventures“ die elfte Manifesta statt. Unter dem Kurator Christian Jankowski – ein deutscher Video- und Konzeptkünstler – widmete sie sich der Frage nach Berufen & Berufung und ihrer Wirkung auf die Kunst. Zum Konzept gehörten dabei sogenannte Joint Ventures. Jeder Künstler wählte sich einen Beruf aus, der in Zürich praktiziert wird und setzte sich anschliessend mit dem Beruf auseinander indem er eine Person, die diesen Beruf ausübt, in ihrem Arbeitsalltag besuchte. Es gab Bekanntschaften mit einem Thai-Box Weltmeister, einer Sexpertin, einem Übersetzer, einer Hundestylistin, einem Pfarrer und 25 weiteren Berufstätigen.
Im Anschluss entstanden die Kunstwerke, welche in drei unterschiedlichen Formen bzw. an verschiedenen Standorten betrachtet werden konnten. Viele der Werke gab es direkt beim Ursprung ihrer Idee zu entdecken – in den Arbeitsumfeldern der Berufstätigen, den sogenannten Satelliten, über die ganze Stadt verteilt. Ein Teil der Werke, die durch den Input der Zürcher Berufswelt entstanden sind, konntest du zudem in der Kunsthalle Zürich im Löwenbräukunst-Areal oder im Helmhaus Zürich bewundern. In diesen beiden Kunstinstitutionen wurden unter anderem Kunstwerke unter dem zum Titel „The Historical Exhibition: Sites Under Construction“ ausgestellt. Durch ausgewählte historische sowie zeitgenössische Werke wurde hier das Thema menschliche Arbeit und ihren Einfluss auf die Kunst noch einmal beleuchtet. Auf unserem nun bereits bekannten Pavillon of Reflections – dem Wahrzeichen der Manifesta 11- wurden die Kunstwerke und ihr Entstehungsprozess schlussendlich in Form von Kurfilmen gezeigt.
Ein weiteres Werk der Manifesta 11 war das Cabaret der Künstler – Zunfthaus Voltaire. Unter dem Namen „Zunft der Künstler“ wurde die 27. Zürcher Zunft gegründet. Das Zunfthaus Voltaire diente dabei als experimenteller Performance-Ort für sogenannte Joint-Ventures-Performances – wobei Künstler zusammen mit einer Person eines anderen Berufs auftreten.
Der Pavillon of Reflections hat den Zürichsee mit dem Ende der Manifesta 11 leider verlassen und kann daher nicht mehr besucht werden.
Tags: Amy, Klugscheisser, Liselotte
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