KUMO6

Zugegeben, eine Augenweide ist der Bucheggplatz nicht gerade. Seit Ende 2017 sorgen drei sympathische Ladies aber zumindest für eine kulinarische Aufwertung des viel umfahrenen Platzes im Kreis 6. In ihrem roten Seefrachtcontainer namens KUMO6 verkaufen sie Getränke, Gipfeli, Müesli, Brötli, Gebäck, Suppen und japanisch-inspirierte Schöpfgerichte zum Mitnehmen. Bei schönem Wetter laden kleine bunte Tische & Stühle zum Verweilen, Bierchen trinken und Weinchen schlürfen ein.

Juan – der Feinschmecker: Das erste Mal auf den roten Container gestossen bin ich bereits vor über einem Jahr. Ich war gerade unterwegs auf einer Fototour und kurz vor dem Verhungern. Kurzentschlossen und ohne grosse Erwartungen kaufte ich mir also ein Käsesandwich. Noch auf dem Weg zum Tram biss ich rein und wusste sofort, dass dies nicht mein letzter Besuch im KUMO6 war. Das Brötchen war frisch und knusprig, der Käse aromatisch, aber besonders überzeugt hat mich das Aprikosen-Chutney, welches dem Sandwich eine unverwechselbare und unglaublich leckere Note verleiht. Begeistert von diesem Geschmackserlebnis wollte ich mehr ausprobieren. Bei meinem nächsten Besuch kostete ich eins der japanischen Mittagsmenüs – Gyudon. Das Gericht besteht hauptsächlich aus Reis, Rindfleisch und Zwiebeln in einer milden, leicht süssen Sauce und hat mich mindestens genauso begeistert wie das Käsesandwich. Simpel, aber sehr lecker! Und was für mich immer sehr wichtig ist: Gekocht wird, wenn immer möglich, mit saisonalen und regionalen Zutaten.

Übrigens: Das KUMO6-Team denkt ganz zeitgemäss auch an die Umwelt. Das Einweggeschirr im roten Container ist kompostierbar und in der Verbrennung CO2-neutral. Und noch besser: Wenn du dein eigenes Tupperware oder deinen eigenen Kaffee- oder Teebecher mitbringst, gibt’s Rabatt auf den Inhalt.

Der Klugscheisser: Der Name des Take Aways setzt sich aus dem japanischen Wort Kumo (クモ) für Spinne und der Zahl 6 für den Kreis 6 zusammen, in welchem der rote Container steht. Für den Begriff Spinne hat sich das KUMO6-Team entschieden, da die Fussgängerbrücke, die über den Bucheggplatz führt, aufgrund ihrer Anordnung als Spinne bezeichnet wird.

In unregelmässigen Abständen veranstaltet das KUMO6 auch kleinere Events auf dem Platz vor dem Take Away. An der Silent Disco wird ausgiebig getanzt, ohne die Nachbarn zu stören, oder am Mini-Weihnachtsmarkt werden stressfrei selbstgemachte Produkte unter die Leute gebracht. Zudem gibt’s im roten Container allerlei zu entdecken und pöstele – von Kunst über Bücher bis hin zu Stofftaschen.

Interview mit dem KUMO6-Team

ZURICH BY TRAM: Wer steckt hinter dem KUMO6? Wer seid ihr?

KUMO6-TEAM: Hinter dem KUMO6 steht ein dreiköpfiges Frauenteam. Manu und Lena stehen bis heute hinter dem Tresen, Ronja ist nicht operativ tätig.

ZURICH BY TRAM: Wie kam es zur Idee des Take Aways? Und wieso ausgerechnet ein Container?

KUMO6-TEAM: Vor vielen Jahren entstand die Idee, an diesem unschönen Ort etwas zu erschaffen, wo es sich lohnt einen Halt zu machen. Wir drei leben seit vielen Jahren im Quartier und steigen oft am Bucheggplatz ins Tram, aus dem Bus oder besuchen das Gemeinschaftszentrum. An diesem Platz gab es nichts, was ihn gemütlich macht. Das wollten wir ändern. Einen Teil des Projekts konnten wir mit einem Crowdfunding finanzieren. Der Seefrachtcontainer bietet sich an, als Baustein, der sich theoretisch jederzeit umplatzieren lässt. Wir wollten keine fixe Baute, da der Betrieb auch irgendwo anders agieren und funktionieren könnte. Wir sind baubewilligungstechnisch ein Provisorium hier auf dem Platz und deshalb sehr zufrieden mit der halb-mobilen Variante.

ZURICH BY TRAM: Was wird bei euch am meisten bestellt?

KUMO6-TEAM: Am meisten geht der Cappuccino über die Theke. Sowohl als Take Away und als auch zum hier trinken.

ZURICH BY TRAM: Woher stammen die Rezepte und Zutaten eurer Gerichte?

KUMO6-TEAM: Die Rezepte kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Zum Beispiel von Ronjas Mann – er ist Japaner. Das Müesli-Rezept haben wir selbst ausgetüftelt, an einem Abend mit Crowdfundern. Auch die Granolaidee entstand an eben diesem Abend. Die japanischen Teigtaschen und die Mochis werden von zwei Japanerinnen hier in der Schweiz aus regionalen Zutaten nach Original-Rezept hergestellt und uns angeliefert. Die Saucen für die Menüs lassen wir produzieren, da wir „nur“ als Aufwärmküche gelten und nicht vor Ort kochen dürfen. Die Suppen haben wir von Suppen & Pedale, ein Zürcher Biosuppen-Kurier. Die Sandwiches sind auch nach eigenem Rezept und täglich frisch zubereitet.

ZURICH BY TRAM: Was passiert mit Essen, das abends übrig bleibt?

KUMO6-TEAM: Resten versuchen wir, wann immer möglich, zu vermeiden. Wegwerfen gibt’s nicht! So kann es vorkommen, dass es mal kein Menü oder Gipfeli mehr hat. Was uns lieber ist, als jeden Abend Essen wegzuwerfen. Gibt es dennoch mal Reste, verkaufen wir diese so deklariert am nächsten Tag günstiger oder nehmen sie nach Hause.

ZURICH BY TRAM: Was waren bisher eure grössten Erfolge und schönsten Momente?

KUMO6-TEAM: Der erste grosse Erfolg war damals im Jahr 2016 die Ausschreibung des Wettbewerbs gewonnen zu haben. Das war der Startschuss für unser Projekt. Die 44’444.- Franken, die wir mit dem Crowdfunding gesammelt haben, war der nächste grosse Erfolg und die Eröffnung im Dezember 2017, nach einem strengen Jahr mit vielen Bewilligungen, ebenfalls. Dass wir uns nun seit über zwei Jahren über Wasser halten können, macht uns stolz und wir bekommen viele Komplimente und die Gäste sind sehr zufrieden.

ZURICH BY TRAM: Welche Schwierigkeiten musstet ihr bis anhin meistern?

KUMO6-TEAM: Unsere grössten Schwierigkeiten sind nach wie vor genügend Umsatz zu generieren, um alle Löhne, Miet- und Warenkosten bezahlen zu können. Wenn es mehrere Tage regnet oder die Baustelle im Herbst – das setzt uns sehr zu.

ZURICH BY TRAM: Wie soll das KUMO6 in 10 Jahren aussehen? Sind weitere Take Aways in Planung?

KUMO6-TEAM: Expandieren ist kein Thema. Erstmal müsste das KUMO6 selbsttragend gut laufen. Wir sehen uns aber als einmaliges Herzensprojekt.

ZURICH BY TRAM: Zu guter Letzt: Gibt es eine Geschichte zum KUMO6, die ihr uns erzählen möchtet? Oder einfach einen letzten Ratschlag, Tipp oder Wunsch?

KUMO6-TEAM: Wir wünschen uns ganz fest, dass noch mehr Cappuccinos über die Theke, Menüs serviert und SilentDiscos abgehen dürfen. Darum unser Wunsch: Kommt alle vorbei!