Rieterpark
Der Rieterpark ist eine wunderschöne Parkanlage im Quartier Enge. Der mit knapp 70’000 Quadratmetern grösste Landschaftspark der Stadt Zürich liegt auf einem langgezogenen Hügel – einer ehemaligen Seitenmoräne des Linthgletschers – und beheimatet drei Villen, in denen das Museum Rietberg untergebracht ist.
Amy – die Geniesserin: Mit gefällt der Rieterpark im Herbst besonders gut. Wenn sich das Laub dem Rot der beiden Backsteinvillen anpasst und die letzten Sonnenstrahlen die Baumwipfel in ein goldenes Licht tauchen, strahlt die Parkanlage eine märchenhafte Stimmung aus. Es würde mich nicht überraschen, wenn plötzlich das Rotkäppchen hinter der nächsten Wegbiegung auftauchen oder das Aschenputtel mit seiner Kutsche vorbeirauschen würde.
Mein Weg führt mich jeweils erst hoch hinauf zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Villa Wesendonck. Neben einem jungem, wohlgeformten Baum stehen zwei Bänkchen, von welchen du eine tolle Aussicht bis hinüber auf den Uetliberg hast. Hier könnte ich stundenlang sitzen, ein gutes Buch lesen oder auch einfach nur meinen Gedanken nachgehen. Ein Abstecher zum charmanten, alten Fachwerk-Rebhäuschen, das bereits 200 Jahre an der selben Stelle steht, darf natürlich auch nicht fehlen. Zum Schluss wandle ich jeweils über den knirschenden Kiesweg durch die kleine Allee auf der Kuppe bis zur Aussichtsplattform an deren Ende. Von hier oben hast du einen einmaligen Blick über die Stadt, auf ein Stück des Sees und bei guter Sicht sogar bis hinauf in die verschneiten Glarner Alpen.
Besonders schön ist es im Rieterpark aber auch zu zweit. Der Park ist der ideale Ort für einen romantischen Spaziergang oder ein ausgiebiges Picknick auf den gepflegten Rasenflächen. Ein Tipp: Im Café des Museums Rieterberg kannst du dir einen Picknickkorb samt Decke ausleihen und ihn mit Köstlichkeiten aus dem Museums-Café befüllen.
Liselotte – die Kultur-Expertin: Der Rieterpark sieht heute noch beinahe gleich aus, wie bei seiner Entstehung im 19. Jahrhundert und zählt daher zu den wichtigsten historischen Parkanlagen der Stadt Zürich. Es verwundert mich kaum, dass sowohl Richard Wagner als auch Gottfried Keller hier verweilten. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie sie durch den Park wandelten oder stundenlang unter einem Baum sassen – tief in ihre Künste vertieft. Wagner soll hier sogar einen Grossteil von Tristan und Isolde geschrieben haben. Zudem entstanden hier auch seine bekannten Wesendonck-Lieder. Dabei scheint jedoch mehr Mathilde Wesendonck – seine Muse und gleichzeitig Frau des damaligen Besitzers von Villa und Park – als der Rieterpark als Inspiration gedient zu haben.
Im Rieterpark findest du auch das einzige Kunstmuseum für aussereuropäische Kulturen in der Schweiz – das Museum Rietberg. In den drei historischen Villen im Park werden Werke aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien gesammelt und ausgestellt. Aber dazu ein andermal mehr.
Erstaunlicherweise ist der Rieterpark so gut wie nie überfüllt. Hier findest du immer ein ruhiges Plätzchen, weit weg von der Hektik der Stadt. Wenn du dich auf einem der zahlreichen Bänkchen niederlässt hörst du lediglich das Rauschen der Blätter im Wind, das Zwitschern der Vögel und das knirschende Kies unter den Füssen der vorbeigehenden Spaziergänger oder Jogger. Im Rieterpark wird aussergewöhnlich oft gelesen, geschwiegen und einfach nur die Ruhe genossen.
Selbstverständlich sind hier aber auch Familien – und redselige Menschen – herzlich willkommen. Für die kleinsten Besucher gibt es zwei Spielplätze mit Schaukeln, Kletteranlagen, Rutschbahn, Spielhaus und Sandkasten. Im Winter ist zudem der Schlittelhang ein beliebtes Ausflugsziel.
Der Klugscheisser: Da der Rieterpark auf eine beachtliche Vergangenheit zurückblicken kann, muss ich hier wieder einmal ein wenig weiter ausholen. Die Geschichte des Parks begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Auftrag des deutschen Seidenhändlers Otto Wesendonck entwarf der bekannte Architekt Leonhard Zeugherr die Villa Wesendonck und der Gartenkünstler Theodor Froebel die umliegende Parkanlage auf dem zuvor als Rebberg genutzten Areal. Otto und seine Frau Mathilda machten den Ort in den folgenden Jahren zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum der aufstrebenden Stadt Zürich. 1849 verweilt Richard Wagner für längere Zeit auf dem Anwesen. Und nicht nur dass, er hatte sogar eine Affäre mit Mathilda! 1871 verliessen die Wesendoncks Zürich, da ihnen die aufkommende Deutschenfeindlichkeit zu schaffen machte.
Ein Jahr später verkauften sie ihre Villa samt dem dazugehörigen Park an die Familie Rieter-Rothpletz, Baumwoll-Industrielle aus Winterthur. Der Familie Rieter verdankt der Park nicht nur seinen heutigen Namen sondern auch zwei weitere Villen – die Park-Villa Rieter und die Villa Schönberg -, welche sie im Park erbauen lies.
Im Jahr 1945 kam es nach einer Volksabstimmung zum Kauf des Parks und zwei der drei Villen durch die Stadt Zürich für knapp 3 Millionen Franken. Stell dir das einmal vor! Heute würdest du für diesen Preis wohl nicht einmal eine der Villen kaufen können, ganz zu schweigen von der riesigen, historischen Parkanlage. Aber zurück zur Geschichte: Der Park konnte nun endlich für alle zugänglich gemacht werden und in der Villa Wesendonck wurde ein Museum für aussereuropäische Kunst einquartiert. Die Villa Schönberg blieb noch bis ins Jahr 1970 im Besitz der Familie Rieter, wurde anschliessend ebenfalls von der Stadt Zürich aufgekauft und dient heute als Erweiterung des Museums.
Öffnungszeiten:
durchgehend geöffnet
Adresse:
Rieterpark
Gablerstrasse 15
8002 Zürich
Tags: Amy, Klugscheisser, Liselotte
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